Die nicht repräsentative Umfrage wurde in fünf Klassen erhoben (zwei IBG-Eingangsklassen, eine Klasse der Berufsfachschule Wirtschaft, eine Einzelhandelsklasse, eine Klasse des Berufskollegs und eine Abiturklasse), denn eine Befragung von 1350 SchülerInnen sprengt definitiv den Rahmen der Homepage.
Gefragt nach erfreulichen Erlebnissen bezüglich der Schule und Lehrer betonten alle Klassen einen „strukturierteren Ablauf“ als im letzten Jahr. Auch die Tatsache von (fast) gänzlichem Online-Unterricht wurde mehrheitlich positiv bewertet. Der Matheunterricht erhielt gar das Gütekriterium als „Highlight der Woche“. Oftmals seien Lehrer dabei bemüht gewesen, den Unterricht „so gut wie möglich zu gestalten“. Ebenso bemerkten die SchülerInnen eine oftmals unkomplizierte Erreichbarkeit ihrer Lehrer. Dabei hätten sich auch ältere Lehrer (= Ü 30 :-)) als „technisch fähig“ erwiesen.
Durchweg alle Befragten genießen die zusätzliche (Frei)Zeit in ihrem „Homeoffice“, die durch den Wegfall von teils langen Schulwegen ermöglicht wird. Hinsichtlich ihres Verhaltens beurteilten die SchülerInnen es als erfreulich, wenn sie sich motivieren konnten, nicht nur per Knopfdruck, sondern auch tatsächlich „anwesend“ und vorbereitet zu sein… und wenn es „im Bett liegend“ passiert. Einige vermerken sogar eine gesteigerte Beteiligung am Unterricht und konzentrierteres Arbeiten. Dies sahen sie in der „gemütlicheren Lernatmosphäre“ begründet. „Essen während des Unterrichts“ scheint auch ein gern genutztes Zugeständnis an individuelle Bedürfnisse zu sein. Grundsätzlich ergebe sich für alle Schüler mehr Zeit zur selbstständigen Verfügung, sei es für Freizeitaktivitäten, Familie, Schlaf oder „für die Abiturvorbereitung“.
Keinesfalls sollte dies hier aber eine bloße Lobeshymne von SchülerInnen an SchülerInnen, der LehrerInnen und/oder der Technik werden, hier sollten auch Konflikte und Frustrationen angemerkt werden können. Dabei kam eine neue „Lehrerkrankheit“ zutage, denn „JEDER Lehrer“ überziehe im Online-Unterricht. Vielleicht sollten wir über eine „KS Lahr Life-Gong-App“ nachdenken…
Gehäuft genannt wurden zudem organisatorische sowie digitale Stressfaktoren: die Plattform „Big Blue Botton“, instabile Internetverbindungen, „uneinheitliche und späte“ Aufgabenübermittlung, kurzfristige Links, sowie Kosten aufgrund von eigenen Ausdrucken. Am Unterricht an sich bemängeln die SchülerInnen teilweise „eintönigen Unterricht“ und/oder bloße „Aufgaben-Besprechungen“. Gleichzeitig hätten die Lehrer eine falsche Vorstellung vom Tagesablauf der Schüler und würden Aufgaben aus „383383883383939 Teilen“ schicken. Manchmal hätte die Rückmeldung auch zu lange gedauert.
Gleichzeitig erfreuen sich die Befragten über Break-Out Rooms für Gruppenarbeiten, in die sie sich selbst einteilen können, beklagen sich darüber, wenn dem nicht so ist. Über diese, schon Jahrzehnte schwelende, pädagogische Fragestellung (Gruppe selbst einteilen lassen oder nicht) können wir aber an dieser Stelle nicht abschließend entscheiden. Bei Besprechungen käme es auch öfters zu mündlichen Aufrufen der immer gleichen SchülerInnen. Auch wenn wenige eine gesteigerte Beteiligung ihrerseits am Unterricht wahrnehmen, stellten die meisten fest, es sei aufwändiger Fragen zu stellen, gar sich zu motivieren. Das gemütlichere Umfeld zu Hause berge natürlich auch die Gefahr „einzunicken“, „sich vom Handy ablenken zu lassen“, im „warmen Bett“ und somit im „Chillmodus“ verhaften zu bleiben. Manche hätten sich ein „bisschen zu frei gefühlt“ und den Online-Unterricht zunächst als „Übergangslösung“ empfunden.
Wie schafft man es also aus der Lethargie, aus dem „Jeder-Tag-fühlt-sich-gleich-an“-Modus, auszubrechen? Hier die Expertenmeinungen unserer SchülerInnen. LehrerInnen könnten mehr auf etwas Bewegung (Fitness-Workout nach 45 Minuten?!) und Austausch im Unterricht achten. Außerdem könnten die SchülerInnen „einbezogen werden“ in Themen, Arbeitsformen und Planung. Im Gegensatz zu vielen LehrerInnen scheinen zumindest diese Befragten keine Fans von Präsentationen zu sein. Es falle nämlich schwer die Arbeitsphasen selbstständig über mehrere Stunden zu planen. Ebenso raten die Befragten zu „ausführlicheren Besprechungen“, da wie oben erläutert, sie sich nicht so versiert in den neu erworbenen Inhalten sehen. Um das Verständnis weiter zu steigern, sollten nicht nur Besprechungsstunden, sondern auch Stunden, in denen die Aufgaben direkt bearbeitet würden, eingeplant werden, damit die SchülerInnen umgehend einen Ansprechpartner hätten. Ebenso würden die SchülerInnen die Möglichkeit der „Schwarmintelligenz“ in Breakout-Sessions genießen, denn das gebe „ein bisschen das Gefühl von Normalität“. Organisatorisch fällt mehrheitlich der Wunsch sich auf ein Konferenz- („Zoom“) und ein Vermittlungssystem („Messenger“) zu einigen. „Abwechslungsreichere Gestaltung“, schon bei der Planung, war der abschließende Wunsch.
Auch für die Schülerschaft haben die Befragten einige Tipps parat. Es schade zum Beispiel „andere Geräte parallel anzuhaben“, weshalb das Handy bestenfalls in einem anderen Zimmer „warten“ solle (Bällebad im Kinderparadies?), bis sein Besitzer es wieder abholt. Dies fördere auch die Chance auf „mehr mündliche Mitarbeit“. Gleichsam könne man sich auch selbst eine alltägliche Struktur mithilfe von „to-do-Listen“ schaffen, sich morgens aus dem Bett schälen, anziehen und gegebenenfalls kurz „frische Luft schnappen“.
Zusammenfassend: SchülerInnen sollten „den Lehrern Rückmeldung geben“ und diese sich ein „paar Dinge zu Herzen nehmen“.
Als „Lifehack-Highlight“ der „heiligen Selbstorganisation“ sei hier der Tipp genannt, „nicht während dem Unterricht an der Playsi zu zocken“ 🙂
Viel Spaß bei der Anwendung!